Zehntausende demonstrieren in Budapest für LGBTQ-Rechte

tagesschau9 Dilihat

Zehntausende sind ins Zentrum von Budapest geströmt, um sich der Pride-Parade anzuschließen. Damit setzten sie auch ein Zeichen gegen die Politik von Ministerpräsident Orban, der die Demonstration verbieten ließ.

Schon zum Start der Pride-Parade um 14 Uhr war der Zulauf groß: Der Platz vor dem Budapester Rathaus war schnell voll mit Tausenden Menschen. Die Veranstalter erwarten am Ende mindestens 50.000 Teilnehmer und damit die größte Pride, die es je in Budapest gegeben hat. Zu sehen sind viele Regenbogen-T-Shirts und -Fahnen.

Die Besucher in diesem Jahr kommen aus ganz Europa,unter ihnen sind auch rund 70 Mitglieder des EU-Parlaments. Für Mate Hegedüs vom Veranstatungsteam der Budapest Pride ist das ein wichtiges Signal: Dadurch habe es viel Druck auf die ungarische Regierung gegeben, glaubt er. "Und das hat es überhaupt möglich gemacht, dass wir marschieren können. Die ungarische Regierung benutzt uns ja schon seit Jahren als Sündenböcke, um auf unserem Rücken Politik zu machen. Deswegen ist es wichtig, dass wir heute hier sind und uns zeigen, stellvertretend für alle LGBTQ-Leute in Ungarn."

Einer der 70 EU-Parlamentarier ist der Grünen-Abgeordnete Daniel Freund aus Deutschland. Für ihn geht es auch ein Stück weit darum, das EU-Mitglied Ungarn in seine Schranken zu weisen. "Es ist einfach essentiell zu wissen, dass die Grundrechte der EU, die Verträge, für jede Europäerin und jeden Europäer überall in Europa gelten", so Freund.

Dazu gehörten das Recht auf Versammlungsfreiheit, das Recht zu demonstrieren, aber auch das Recht von Menschen, so zu leben und so zu lieben wie sie das wollen, sagt er. "Wir können es nicht zulassen, dass irgendwo in Europa jemand wie Orban daherkommt und uns das Recht wegnimmt. Wenn man in Ungarn die Pride verbietet, dann kann man das im Zweifel woanders auch tun."

Es soll die bislang größte Pride-Parade in Budapest werden. Dabei dürfte sie eigentlich gar nicht stattfinden.mehr

Im März hatte das von Viktor Orbans Fidesz-Partei dominierteungarische Parlament ein Gesetz beschlossen, das Versammlungen verbietet, bei denen Homosexualität dargestellt wird und die somit gegen den ungarischen Jugendschutz verstoßen würden.

Dass die Pride-Demonstration nun doch stattfindet, ist einem ziemlich cleveren Trick des grünen Budapester Bürgermeisters Gergely Karacsony zu verdanken: Er meldete eine Ersatzveranstaltung an, bei der es offiziell um das Gedenken an den Abzug der Sowjettruppen aus Ungarn geht – aber es ist eindeutig die Budapest Pride Parade daraus geworden.

Ministerpräsident Orban ist wegen seiner LGBTQ-feindlichen Politik Hauptziel der Proteste in Budapest.

Am Rathaus hängen Regenbogenfahnen – ein herber Rückschlag für Orban und seinen Feldzug gegen LGBTQ-Rechte. Weil die ganze Welt nach Budapest schaut, wollte Orban offenbar keine Bilder von prügelnden Polizisten produzieren. Er begnügte sich damit, gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auszuteilen, denn die hatte sich kritisch über das Pride-Verbot geäußert.

Orban beschimpfte von der Leyen, sie würde sich wie die frühere Führung der Sowjetunion verhalten: "Früher war Moskau ein Machtzentrum, von dem Befehle nach Budapest geschickt wurden. Genau das macht jetzt Ursula von der Leyen. Sie zeigt ein Verhalten wie Breschnew. Sie verhält sich wie ein sowjetischer Parteisekretär."

Die Polizei in Budapest zeigte sich am Versammlungsort der Pride ziemlich zurückhaltend. Einzelne Einsatzfahrzeuge standen gegenüber des Platzes bereit. Es gab kleinere Zwischenfälle, als schreiende radikale Christen mit einem Pappkreuz durch die Veranstaltung liefen. Doch statt die Pride-Besucher zu provozieren, erregten sie nur die Aufmerksamkeit der Fotografen und Kamerateams.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Juni 2025 um 18:00 Uhr.

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