Nahost-Liveblog: ++ Israel ruft zu Evakuierungen im Gazastreifen auf ++

tagesschau9 Dilihat

Das israelische Militär hat Palästinenser im Norden des Gazastreifens zur Evakuierung aufgerufen. IAEA-Chef Grossi warnt, dass der Iran binnen Monaten wieder Uran anreichern könnte.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

US-Präsident Donald Trump geht nach eigener Aussage nicht davon aus, dass der Iran vor den US-Angriffen auf seine Atomanlagen angereichertes Uran in Sicherheit gebracht hat. Medienberichte über möglicherweise verlagerte Uranmengen wies der Republikaner in einem Interview des Senders Fox News zurück. "Sie haben nichts weggebracht", sagte Trump.

Die USA hätten die Angriffe nicht angekündigt, daher habe es kaum Vorbereitungszeit gegeben. "Sie wussten nicht, dass wir kommen", sagte Trump. Es sei zudem äußerst schwierig, gefährlich und wegen des Gewichts auch logistisch aufwendig, angereichertes Uran zu verlagern.

Der Iran an Uran hoch angereichert. Doch was bedeutet das eigentlich?quarks

Der israelische Mineralölkonzern Bazan Oil Refineries hat seine im Krieg mit dem Iran beschädigte Anlage in Haifa teilweise wieder in Betrieb genommen. Seit einem iranischen Raketenangriff vor zwei Wochen laufe der Betrieb sukzessive wieder an und solle bis Oktober wieder normal laufen, teilt das Unternehmen mit.

Durch Terroranschläge und Krieg verursachte Schäden und Gewinneinbußen von bis zu 250 Millionen Dollar seien durch eine Versicherung abdeckt. Unterdessen erklärte Energieminister Eli Cohen, Israels Energiesystem habe während des gesamten Krieges einwandfrei funktioniert.

Bei Angriffen oder Schüssen der israelischen Armee im Gazastreifen sind heute nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes 23 Menschen getötet worden. Darunter seien mindestens drei Kinder, sagte ein Zivilschutzsprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Die israelische Armee ordnete die Evakuierung mehrerer Gebiete im Norden des Gazastreifens an, wo sie nach eigenen Angaben gegen die Hamas vorgeht. In einer Erklärung der israelischen Armee hieß es zudem, dass ein 20 Jahre alter Soldat bei Kämpfen im Norden des Gazastreifens getötet worden sei.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat sich bei einem überraschenden Besuch in Israel uneingeschränkt hinter dessen Angriffe auf die iranischen Atomanlagen gestellt. "Israel hat mit der Zerstörung des iranischen Atom- und Raketenprogramms einen bedeutenden Beitrag zur Sicherheit Israels und zur Sicherheit Europas geleistet", sagte der CSU-Politiker nach einem Treffen mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Die Welt ist ohne ein iranisches Atomprogramm sicherer geworden. Deswegen unterstützen wir dieses Vorgehen."

Dobrindt besuchte gemeinsam mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar den Ort eines tödlichen iranischen Raketenangriffs auf Bat Jam, eine Vorstadt Tel Avivs. Man sehe, "dass hier ein Kampf gegen die Zivilbevölkerung geführt wird", sagte er. Der Innenminister äußerte sich überzeugt, dass der Iran eine Atombombe gegen Israel einsetzen würde, sollte er sie entwickeln. Er versicherte, Deutschland werde weiter alles tun, um Israels Existenz zu sichern.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat überraschend den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu besucht.

Im Iran hat sich Staatsmedien zufolge in der Raffinerie Täbris eine Explosion ereignet. Es habe jedoch ersten Erkenntnissen zufolge keine Opfer gegeben, und der Raffineriebetrieb laufe normal, heißt es.

Die Nutzung des amerikanischen Satelliten-Internetdienstes Starlink ist Menschen im Iran künftig verboten. Das hat das Parlament in Teheran beschlossen, wie die iranische Nachrichtenagentur Isna berichtete. Verstöße können mit Geldstrafe, Peitschenhieben und bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden.

Wie stark Starlink, das dem Tech-Milliardär Elon Musk gehört, im Iran genutzt wird, ist nicht bekannt. Die Kosten dürften aber das Budget eines durchschnittlichen Haushalts in dem Land übersteigen. Starlink ist eine der wenigen Alternative, auf die Iranerinnen und Iraner zurückgreifen können, wenn die Führung das Internet abstellt – wie jüngst geschehen während des Krieges mit Israel.

Starlink-Satelliten sorgen im Kriegsgebiet für Internetzugang.mehr

Ein Gericht hat dem Antrag des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auf Verschiebung seiner Anhörungen in dem Korruptionsprozess gegen ihn teilweise stattgegeben. Aufgrund der vorgebrachten Erklärungen würden die für Montag und Mittwoch angesetzten Anhörungen abgesagt, hieß es in einem Dokument des Jerusalemer Gerichts vom Sonntag, das von Netanjahus Likud-Partei veröffentlicht wurde.

Am Freitag hatte das Gericht Netanjahus Antrag auf eine Verschiebung seiner für die kommenden zwei Wochen geplanten Anhörungen noch abgewiesen. Sofort nach dieser Entscheidung reichte Netanjahus Anwalt einen neuen Antrag auf Verschiebung ein. Der Regierungschef, der alle Vorwürfe zurückweist, forderte die Verschiebung seiner Anhörungen mit Verweis auf die angespannte Sicherheitslage im Nahen Osten. Auf Antrag Netanjahus wurden am Sonntagmorgen der Chef des Militärgeheimdienstes und der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad vom Gericht angehört.

Der US-Präsident sprach von einer "lächerlichen Hexenjagd" auf seinen Verbündeten.mehr

Bei Angriffen oder Schüssen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes 17 Menschen getötet worden. Darunter seien drei Kinder, sagte ein Zivilschutzsprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Dutzende Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden. Die israelische Armee ordnete am Sonntag die Evakuierung mehrerer Gebiete im Norden des Gazastreifens an, wo sie nach eigenen Angaben gegen die Hamas vorgeht.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) plant eine engere Zusammenarbeit mit Israel im Bereich Cybersicherheit. "Militärische Verteidigung allein reicht nicht aus für die Zeitenwende in der Sicherheit", sagte er am Sonntag der "Bild"-Zeitung. "Gerade bei Cyberabwehr und Bevölkerungsschutz ist uns Israel voraus", sagte er dem "Focus". Die "Bild" berichtete außerdem über einen Fünf-Punkte-Plan für die Schaffung eines "Cyber Doms" für Deutschland, den Dobrindt bei seinem Besuch in Israel formuliert habe.

US-Präsident Donald Trump hat sich für Fortschritte bei Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazakrieg stark gemacht. "Macht das Abkommen in Gaza. Holt die Geiseln zurück!!!", schrieb er am Sonntag in Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social. Trump hatte erst vor zwei Tagen Hoffnungen auf eine neue Waffenruhe genährt. "Wir denken, dass wir innerhalb der nächsten Woche eine Waffenruhe erreichen werden", sagte er am Freitag im Weißen Haus. Ein Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AP, der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, werde in den nächsten Tagen zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen, den Iran und andere Themen in Washington eintreffen.

Israel und der US-Vermittler beschuldigen die Hamas, die offenbar auf Garantien für ein Kriegsende besteht.mehr

Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hat nach eigenen Angaben eines der größten Hamas-Netzwerke im Westjordanland seit Jahren zerschlagen. In den vergangenen drei Monaten seien bei täglichen Einsätzen mehr als 60 Verdächtige in Hebron festgenommen worden, teilte der Geheimdienst mit. Das Netzwerk der islamistischen Terrororganisation habe zeitnah Anschläge in Israel und dem Westjordanland geplant. Im Rahmen der Ermittlungen wurden laut Schin Bet Schusswaffen, Handgranaten, große Mengen Munition sowie ein unterirdisches Waffenversteck sichergestellt.

Das israelische Militär ruft die Palästinenser im Norden des Gazastreifens zur Evakuierung auf. Die Anordnung gelte vor einer Intensivierung der Kämpfe gegen die radikal-islamische Hamas, heißt es in einer Mitteilung. Betroffen seien die Gegend um Dschabalia sowie die meisten Stadtteile von Gaza. Anwohner und Sanitäter berichten von heftigen Bombardements in Dschabalia in den frühen Morgenstunden, bei denen mindestens sechs Menschen getötet worden seien.

Vor dem Hintergrund des Atomstreits hat eine iranische Zeitung die Todesstrafe für den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA gefordert. Dazu schrieb US-Außenminister Marco Rubio auf X, die Forderungen nach "Verhaftung und Hinrichtung" von Rafael Grossi seien "inakzeptabel und müssen verurteilt werden". Die Tageszeitung "Kayhan" begründete den unverhohlenen Gewaltaufruf mit der Behauptung, Grossi habe "für Israel spioniert". Die Zeitung wird im Land als staatliches Propagandablatt eingestuft. Ihr Herausgeber Hussein Schariatmadari gilt als radikaler Islamist.

Hintergrund der Anfeindungen ist die im Iran verbreitete Darstellung, dass der Bericht der IAEA Auslöser der israelischen Angriffe und den 12-tägigen Krieg waren. Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hatte in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die IAEA-Resolution wurde verabschiedet, nachdem sich Teheran jahrelang geweigert hatte, geheime Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit aufzuklären.

Der Streit um eine Fortführung der Kontrollbesuche der IAEA Im Iran geht weiter.mehr

Der aus Argentinien stammende Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird nach Angaben seines Heimatlandes vom Iran bedroht. "Wir unterstützen den Generaldirektor der IAEA, Rafael Grossi, entschieden und verurteilen kategorisch die vom Iran gegen ihn ausgesprochenen Drohungen", erklärte das argentinische Außenministerium im Onlinedienst X.  Es rief die iranischen Behörden zudem dazu auf, die Sicherheit von Grossis und dessen Mitarbeitern zu garantieren und "von jedweder Handlung Abstand zu nehmen", die das IAEA-Team gefährden könnten. Zur Art der angeblichen Drohungen äußerte sich das Ministerium nicht.

Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte Grossi am Freitag "böswillige Absichten" vorgeworfen. Teheran kritisierte die IAEA dafür, die israelischen und US-Angriffe auf die iranischen Atomanlagen nicht verurteilt zu haben.

Der Iran könnte nach Einschätzung des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) trotz der Angriffe auf die Atomanlagen "innerhalb weniger Monate" mehrere Zentrifugenanlagen zur Anreicherung von Uran in Betrieb nehmen. Die Kapazitäten seien vorhanden, sagte Rafael Grossi dem US-Sender CBS News. Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte erklärt, die Schäden an den iranischen Atomanlagen nach den israelischen und US-Angriffen seien "erheblich". US-Präsident Donald Trump sagte, die Angriffe hätten Irans Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen. Grossi wies jedoch darauf, dass man nicht behaupten könne, "dass alles verschwunden ist und nichts mehr da ist".

Laut einer vom US-Sender veröffentlichten Abschrift des Interviews sagte der IAEA-Chef: "Sie können, wissen Sie, innerhalb weniger Monate, würde ich sagen, mehrere Kaskaden von Zentrifugen in Betrieb nehmen, die angereichertes Uran produzieren, oder weniger als das".

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich bei einem Besuch in Israel hinter die israelischen Angriffe auf den Iran in den vergangenen Tagen gestellt. Israel habe "die Unterstützung Deutschlands bei den Maßnahmen der vergangenen Wochen, das Nuklearprogramm des Iran zu zerstören",  sagte Dobrindt am Sonntag bei einem Besuch an einer Raketen-Einschlagstelle in Tel Aviv im Beisein des israelischen Außenminister Gideon Saar. Das iranische Atomprogramm sei eine Bedrohung für Israel und die gesamte Region, aber auch darüber hinaus und für Europa, betonte der Minister. Es sei daher "nachvollziehbar und richtig, dieses zu zerstören".

Der Bundesinnenminister war am Samstag nach Israel gereist, nach Angaben seines Ministeriums als erster internationaler Staatsgast seit dem Krieg gegen den Iran.

US-Präsident Donald Trump hat am Samstag (Ortszeit) die israelische Staatsanwaltschaft wegen des Korruptionsverfahrens gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kritisiert. "Es ist Wahnsinn, was die außer Kontrolle geratenen Staatsanwälte mit Bibi Netanjahu machen", schrieb Trump auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social und fügte hinzu, dass der Gerichtsprozess Netanjahus Gespräche mit der Hamas und dem Iran beeinträchtigen würde. Die USA würden Israel wie keine andere Nation unterstützen und schützen und dafür Milliarden von Dollar ausgeben. "Das werden wir nicht hinnehmen", so Trump. Netanjahu wurde 2019 in Israel wegen Bestechung, Betrugs und Untreue angeklagt. Der Prozess begann im Jahr 2020 und umfasst drei Strafverfahren.

Bei Israels Angriff auf das berüchtigte Ewin-Gefängnis in Teheran Anfang der Woche sind iranischen Angaben zufolge mindestens 71 Menschen getötet worden. Das sagte Justizsprecher Asghar Dschahangir laut dem Justizportal Mizan.

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Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Juni 2025 um 08:14 Uhr.