KI-generierte Bilder: Falsche Kindesmissbrauchs-Vorwürfe gegen Trump

tagesschau8 Dilihat

Immer wieder tauchen KI-generierte Bilder auf, die US-Präsident Trump mit Kindern zeigen. Er ist nicht der erste Politiker, dem ohne jegliche Beweise Kindesmissbrauch vorgeworfen wird – denn das hat Methode.

US-Präsident Donald Trump nutze seine politische Macht für Ablenkungsmanöver, damit niemand erfährt, dass er ein 13-jähriges Mädchen missbraucht habe. Das wird in einem Post auf der Plattform X behauptet, der innerhalb weniger Tage mehr als 2 Millionen Views und 38.000 Likes bekommen hat.

Die Verfasserin des Posts beschreibt diese vermeintliche Taktik Trumps als "Distract, Deny, Deceive" (deutsch: lenke ab, leugne, täusche) und wirft ihm in den Hashtags vor, eiskalt zu lügen und pädophil zu sein.

Als Beweis für diese Vorwürfe enthält der Post drei Bilder, die Trump gemeinsam mit jungen Frauen zeigen, einmal in einem Flugzeug, einmal auf einer Couch und einmal beim Tanz.

Diese vermeintlichen Beweis-Fotos sind allerdings nicht neu und wurden bereits als Fälschungen identifiziert. Hany Farid, Informatikprofessor an der University of California und Experte für digitale Forensik, sagte erder Nachrichtenagentur AP, das Bild von Trump beim Tanz mit einem jungen Mädchen weise viele Merkmale einer mit künstlicher Intelligenz (KI) generierten Fälschung auf.

So hat ein im Hintergrund abgebildeter Mensch sechs Finger und der Hautton am Unterarm des Mädchens passt nicht zu ihrer restlichen Erscheinung. Auch das Foto, das Donald Trump und den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein umgeben von jungen Frauen zeigen soll, istein Fake.

So sprechen unter anderem die unproportionalen Arme und Hände der abgebildeten Frauen und die Tatsache, dass Epstein auf dem Foto keine Beine zu haben scheint, für ein KI-generiertes Bild. Auch die vermeintliche Aufnahme im Flugzeug istals KI-Fake einzustufen.

Diese KI-generierten Bilder werden in den sozialen Netzwerken verbreitet.

US-Milliardär Elon Musk hatte Anfang Juni Gerüchte um eine mögliche Verwicklung Trumps in die sexuelle Missbrauchsaffäre Epsteins wieder angeheizt. In einem Post auf X behauptete er, Trumps Name tauche in bisher unveröffentlichten Akten zum Fall Epstein auf. Das sei der Grund, warum sie noch zurückgehalten würden.

Dem Investmentbanker Epstein war sexuelle Gewalt an zahlreichen Mädchen und jungen Frauen vorgeworfen worden, darunter auch Prominente. 2008 wurde er wegen Zwangsprostitution einer Minderjährigen verurteilt. Nach einer Verhaftung wegen neuer Vorwürfenahm er sich 2019 in einem New Yorker Gefängnis das Leben.

Trump wiederum wurde 2023 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt,allerdings in einem anderen Zusammenhang.

Dass die genannten Personen Teil des kriminellen Netzwerks von Epstein waren, bedeutet das aber nicht.mehr

Während die vermeintlichen Beweis-Fotos im Post auf X als Fakes eingestuft wurden, existieren echte Aufnahmen, die Trump und den US-Milliardär Epstein zusammen zeigen. Epstein war ein früherer Nachbar Trumps in Florida und in bereits freigegebenen Dokumenten zum Epstein-Fall taucht Trumps Name tatsächlich auf – jedoch nur im Kontext der Befragung einer Zeugin, die angab, zu Trump niemals sexuellen Kontakt gehabt zu haben.

Ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten nicht vorgeworfen. Trump hatte sich im Wahlkampf auch offen für die Freigabe weiterer Akten gezeigt, bisher aber noch keine Schritte in diese Richtung unternommen. Musk hat keine Beweise für seine Aussage vorgelegt und denTweet in der Zwischenzeit wieder gelöscht.

Tech-Milliardär Musk bemüht sich im Streit mit US-Präsident Trump offenbar um eine Entschärfung.mehr

Trump ist nicht der erste US-Politiker, über den online Kindesmissbrauchs-Vorwürfe verbreitet werden. Sowohl die Ex-Präsidenten Joe Biden und Barack Obama als auch die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gehören zu den prominenten Figuren in der US-Politik, denen ebenfalls sexualisierte Gewalt an Kindern unterstellt wurde.

Auch in Deutschland werden Politiker immer wieder Opfer von Desinformationskampagnen mit haltlosen Vorwürfen. So wurde dem Grünen-Spitzenkandidaten Robert Habeck vor der Bundestagswahl von dubiosen Seiten ein angeblicher Missbrauchsvorfall angedichtet. Allerdings handelte es sich dabei um ein KI-generiertes Video, das von unseriösen Seiten verbreitet wurde.

So ein Vorwurf verfange besonders, weil Sexualität zu den Themen gehöre, die Menschen grundsätzlich interessieren, sagt Curd Benjamin Knüpfer. Er forscht am Digital Democracy Center der Süddänischen Universität zu US-Mediensystemen und politischer Kommunikation. "Dazu gehört natürlich auch Abweichung von der Norm in irgendeiner Form. Menschen wollen eine Outgroup erschaffen, jemanden haben, den sie an den Pranger stellen können", so der Kommunikationswissenschaftler. Der Vorwurf des Kindesmissbrauchs rufe außerdem starke Emotionalisierung hervor, was ihn besonders geeignet für Verschwörungsnarrative mache.

Auch Christoph Abels sagt, dass Desinformation besonders gut funktioniere, wenn das Thema emotional aufgeladen ist. Abels ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam und des Projekts PRODEMINFO. "Eine besonders emotionale Reaktion erzeugt man, wenn man eine Tat oder Handlung unterstellt, die als besonders verwerflich gilt."

Zudem sorgten diese hochemotionalen Vorwürfe dafür, dass auch die Menschen diskreditiert würden, die sich mit der Person identifizierten, und somit meist die Anhänger einer bestimmten Partei. Als weitere Komponente hätte diese Art der Desinformation ein sehr großes Mobilisierungspotential, um die eigenen Reihen gegen den politischen Kontrahenten zu einen.

Sie gilt weltweit als eine der einflussreichsten Verbreiter von Verschwörungsmythen. Was steckt dahinter?mehr

Bei einer Person wie Donald Trump, die schon lange in der öffentlichen Aufmerksamkeit stehe, gebe es natürlich auch eine Vielzahl von tatsächlichen Verbindungen in elitäre Kreise. "Und das zentrale Narrativ in vielen Verschwörungserzählungen ist, das es eine mächtige Elite gibt, die etwas tut, was irgendwie pervers oder abweichend von der Norm ist", sagt Knüpfer.

Im Fall von Trump sei diese Art des Vorwurfs ein besonders gefundenes Fressen, "weil er sich bekanntermaßen öfters abfällig gegenüber auch sehr jungen Frauen geäußert hat." Wenn man dieses Narrativ also streuen wolle, dann finde man ausreichend Material.

Gerade in verschwörungsideologischen Kreisen in den USA ist die Erzählung vom "Deep State" weit verbreitet, sagt Abels. "Teil dieses Verschwörungsmythos ist es, dass die vermeintlichen Eliten nicht nur versuchten, die Menschen zu kontrollieren, sondern auch, dass sie Satanisten sind – für die christlich-geprägte republikanische Basis natürlich besonders verwerflich." Trump selbst hatte in der Vergangenheit diesen Verschwörungsmythos mehrmals befeuert, der bei Teilen seiner Anhänger auf viel Anklang stößt.

Viele einflussreiche Frauen wurden bereits Zielscheibe von transfeindlicher Desinformation.mehr

Mit KI-generierten Inhalten wird wie in den Beispielen von Habeck oder Trump versucht, die falschen Vorwürfe glaubhafter erscheinen zu lassen. Auch wenn sich das momentan oft noch recht schnell erkennen lässt, hält Abels die Entwicklung für besorgniserregend. "Es wird versucht, Unsicherheit zu streuen und alles infrage zu stellen. Zudem kann es langfristig dazu führen, dass irgendwann von Politikern auch echte Inhalte glaubhaft als Fakes abgestritten werden können. In der Literatur wird dieser Umstand als Lügner-Dividende bezeichnet."

Außerdem sei es wahrscheinlich, dass beim Publikum allein durch das ständige Wiederholen solcher Falschbehauptungen eine Verknüpfung eines Politikers mit einem falschen Vorwurf hergestellt werde. Betroffene Politiker hätten es dadurch besonders schwer, solche Falschbehauptungen auszuräumen, so Abels. "Alleine schon der Versuch, sich zu verteidigen, führt dazu, dass ich diese Vorwürfe wiederhole. Und das stärkt in einem gewissen Maß die Assoziation des Vorwurfs mit den Betroffenen in den Gedächtnissen der Menschen."

Abels sieht in solchen Desinformationskampagnen langfristig eine reelle Gefahr für die Demokratie. "Wir leben in einer sehr polarisierten Gesellschaft. Mit jeder Normverletzung bewegen wir uns weiter weg von einer stabilen Demokratie." Solche dramatischen Vorwürfe wie Kindesmissbrauch wirkten dabei wie ein Brandbeschleuniger. "Wenn ich glaube, dass die andere Partei meinen Kindern schaden möchte, dann ist plötzlich auch Gewalt in deren Sicht eine vermeintlich legitime Reaktion zur Durchsetzung der eigenen politischen Interessen."

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