Iraner suchen im Norden des Iran Schutz vor israelischen Angriffen

tagesschau23 Dilihat

Verzweifelt versuchen viele Iraner, vor den israelischen Angriffen zu fliehen. Nur wenige reisen in die Türkei, viele bleiben im Iran und suchen im Norden des Landes Schutz. Dort werden offenbar die Unterkünfte knapp.

Immer wieder kommen kleine Gruppen am Grenztor in Gürbulak in der Türkei an: Frauen, Männer und Kinder aller Altersstufen. Auf den ersten Blick könnten sie Touristen sein. Viele haben einen Koffer dabei, dazu einen Rucksack. Sie wirken etwas verloren. Auf der türkischen Seite warten Fahrer von Minibussen. Sie fragen die Ankommenden, wohin sie wollen.

Einer der Fahrer spricht ein bisschen Farsi. Er kann übersetzen. "Wir bringen Reisende aus dem Iran von hier aus nach Istanbul, Ankara, Izmir, Trabzon und Rize", erzählt er. "Wenn wir die Leute hier fragen, warum sie so zahlreich in die Türkei kommen, sagen sie uns, dass zu Hause Krieg herrscht, dass sie ihre Flugtickets nicht einlösen konnten." Es gebe keine Flüge mehr und deshalb reisen sie per Bus in die Türkei.

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Auch in ruhigeren Zeiten überqueren Iraner hier die Grenze – als Urlauber. Doch jetzt fühlt es sich anders an. Ein älterer Mann hat einen Platz in einem weißen Bus ergattert, zusammen mit seiner Frau. Er lebt in den USA und hat im Iran Verwandte besucht. Bis in der Nähe eine Rakete einschlug.

Er erzählt, dass vor zwei Tagen ein Gebäude in der Nähe angegriffen worden sei. Das ganze Haus habe gebebt. "Es war eine ziemlich schlimme Situation", erzählt er. "Die ganze Familie war in Panik." Die Lage sei angespannt.

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Eine andere Frau hat sich aus Täbris, im Norden des Iran, auf den Weg gemacht. Dort sei es im Moment ruhig, sagt sie. Doch man wisse nie, wie sich die Situation noch entwickle. "Wir haben bislang – Gott sei Dank – keine Opfer zu beklagen", sagt sie. Andernorts sei das anders.

Sie wolle dennoch bald zurückgehen. Sie sei in erster Linie für eine Veranstaltung in die Türkei gereist. "Der Iran ist unsere Heimat", betont sie. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Nur wenige wollen an diesem Grenzübergang mit Journalisten sprechen. Zu groß dürfte die Sorge bei vielen sein, dass sie oder ihre Familien ins Visier der iranischen Sicherheitskräfte geraten.

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Bislang haben sich wenige auf den Weg in die Türkei gemacht. Die Menschen fliehen vor allem aus der Hauptstadt Teheran. Die meisten fahren ans nahegelegene Kaspische Meer. Die eher ländliche Gegend im Norden des Iran ist eine beliebte Urlaubsregion. Doch langsam werden die Unterkünfte knapp, auch wenn der Gouverneur der iranischen Provinz Mazandaran noch erklärt hatte, man könne dort im Notfall zehn Millionen Menschen aufnehmen.

Vor den Bäckereien gibt es lange Schlangen, berichten die Menschen. Die 55-jährige Mandana ist in der iranischen Provinz Gilan untergekommen. Dort könnten allmählich die Lebensmittel knapp werden.

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In Teheran sind einige der Geschäfte und Märkte geschlossen, die Preise sind gestiegen. Anderswo geht das Leben fast normal weiter. Engpässe gebe es dort nicht, berichten Iraner und auch nur wenige Menschen würden ihr Zuhause verlassen.

Wie es vor Ort genau aussieht, ist unklar. Immer weniger Nachrichten von Iranerinnen und Iranern schaffen es aus dem Land heraus. Die iranische Führung hat das Internet erst stark gedrosselt, mittlerweile ist es quasi komplett abgeschaltet. Alle Webseiten und Apps, die außerhalb des Landes gehostet werden, sind unzugänglich – auch die für viele so wichtigen Messengerdienste. Die eigene Flucht, eine Unterkunft organisieren oder Verwandte kontaktieren – all das wird immer schwieriger.

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