Vor Sizilien: Luxusjacht “Bayesian” wird geborgen

Die Bergung des 56 Meter langen Segelschiffes hatte sich mehrfach verzögert. Nun ist es an der Oberfläche. Bei ihrem Untergang starben der britische Milliardär Mike Lynch und sechs weitere Menschen.

Die vor zehn Monaten gesunkene Luxusjacht "Bayesian" wird aktuell vor Sizilien geborgen. Das Wrack wurde mit einem speziellen Kran aus 50 Metern Tiefe an die Wasseroberfläche gehoben, so dass es nun erstmals wieder zu sehen ist. Heute soll es an Land geschleppt werden.

Die Bergung des 56 Meter langen Schiffes hatte sich in den vergangenen Wochen mehrfach verzögert. Zwischenzeitlich musste sie sogar unterbrochen werden, weil ein Taucher bei Arbeiten unter Wasser tödlich verunglückte. Der "Bayesian" wurden nun Gurte um den Rumpf gelegt. Ihr 72 Meter langer Mast wurde abgesägt, weil die ohnehin schon komplizierte Bergung sonst noch schwieriger geworden wäre. Er soll am Meeresboden liegen bleiben.

Die Staatsanwaltschaft erhofft sich von der Bergung Aufschluss darüber, warum das Schiff untergehen konnte, obwohl es als unsinkbar galt. Die "Bayesian" war im August vergangenen Jahres während eines Unwetters von einer Sturmböe erfasst worden, als sie nahe dem Hafen Porticello vor der Küste lag.Unter den Totenist der britische Software-Milliardär Mike Lynch, der auch Geheimdienstkontakte hatte. Spekuliert wird, dass in einem Tresor an Bord des untergegangenen Schiffes noch wichtige Datenträger liegen könnten.

Zur Aufklärung soll das Wrack nun geborgen werden, doch die Aktion verzögert sich.mehr

Nach einem britischen Expertenbericht kenterte die Jacht im August vergangenen Jahresinfolge extremen Windesmit Geschwindigkeiten von knapp 130 Kilometern pro Stunde. Für solche Extremlagen sei das Schiff nicht ausgerüstet gewesen – was aber weder dem Besitzer noch der Mannschaft bewusst gewesen sei, hieß es. Die "Bayesian" war in Großbritannien registriert.

Die Katastrophe hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Dabei starben auch die 18-jährige Tochter des Milliardärs, zwei befreundete Paare und der Schiffskoch. Bis auf den Koch konnte sich die gesamte Besatzung retten. Insgesamt überlebten 15 Crewmitglieder und Gäste, darunterdie Frau des Milliardärs, der die Jacht über eine Firmenbeteiligung gehört.

In Italien wird gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder ermittelt. Ihnen wird zur Last gelegt, Sturmwarnungen ignoriert und sich selbst in Sicherheit gebracht zu haben, ohne sich um andere zu kümmern. Offen ist noch, ob es zu einem Prozess kommen wird.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete SWR3 am 21. Juni 2025 um 14:07 Uhr.

Angriffe auf Atomanlagen: Die neue Relevanz der IAEA

Israel will das Atomprogramm des Irans ausschalten. Die Sorge, dass es dadurch zu einer radioaktiven Verseuchung kommt, ist groß. Was kann die Internationale Atomenergiebehörde in dieser Lage ausrichten?

Die Aufgabe der IAEA (International Atomic Energy Agency) klingt zunächst simpel: Sie soll die friedliche Nutzung der Kernenergie fördern. "Atoms for peace" – so lautete das Stichwort bei der Gründung der IAEA 1957.

Das heißt gleichzeitig: Die IAEA überwacht auch, dass Kernenergie nicht für kriegerische Zwecke eingesetzt wird. Sie ist zuständig dafür, dass ihre rund 180 Mitgliedsstaaten den "Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen" (Atomwaffensperrvertrag) einhalten.

Zu diesem Zweck schickt sie ihre Inspektoren in alle Welt. Sie überprüfen zum Beispiel, dass Staaten in Atomkraftwerken kein Material für militärische Zwecke abzweigen. Über ihre Tätigkeit berichtet die IAEA an die UN-Vollversammlung.

Hält sich ein Mitgliedsland nicht an seine Verpflichtungen, kann die Organisation auch den UN-Sicherheitsrat einschalten. Die IAEA ist allerdings keine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sondern mit ihnen nur vertraglich verbunden.

Die Internationale Atomenergieorganisation erhöht den Druck auf den Iran.mehr

Mit Blick auf das iranische Atomprogramm äußert die IAEA seit einiger Zeit Besorgnis. Seit dem Jahr 2019 protokolliert sie die Anreicherung von Uran im Iran weit über zivile Zwecke hinaus. Im Jahr zuvor waren die USA aus dem Wiener Atomabkommen ausgestiegen.

Kurz vor dem israelischen Angriff auf das Land hatte die IAEA mitgeteilt, dass Iran sich nicht mehr an seine Pflicht zur Nichtverbreitung von Atomwaffen hält. Ein schwerwiegender Vorwurf, erhoben erstmals seit 20 Jahren. Der Gouverneursrat der Organisation hielt in einer Resolution laut Reuters fest,

Das Material wäre laut der IAEA fast waffentauglich.mehr

Doch die militärische Lösung dieses Problems, die Israel nun offenkundig anstrebt, ist nicht im Sinne der IAEA. Seit Beginn des Angriffs ruft ihr Chef Rafael Grossi immer wieder zu Zurückhaltung auf und zur diplomatischen Lösung der Probleme mit dem Iran.

Grossi bietet auch immer wieder an, selbst in den Iran zu reisen und als Vermittler zu fungieren. Bisher ohne sichtbaren Erfolg. Die IAEA kann immer nur auf die Kooperation ihrer Mitgliedsstaaten setzen.

Das zeigt sich auch bei der Informationsbeschaffung zum Zustand der iranischen Atomanlagen nach den Angriffen. Hier ist die IAEA auf die Kooperationsbereitschaft des Irans angewiesen. Laut Grossi steht die IAEA in Kontakt mit den iranischen Atombehörden. Die Organisation kann sich also immerhin auf die Fahnen schreiben, noch einiges an Vertrauen in dem Land zu genießen.

US-Präsident Trump hat den Ton gegenüber Iran verschärft.mehr

In ihren Briefings nach israelischen Angriffen bezieht sich die IAEA aber auch auf Satellitenbilder oder nennt keine Quellen. Gelegentlich muss sie Aussagen zu Schäden auch revidieren. Wie umfassend die iranischen Behörden also wirklich mit der IAEA kooperieren, ist kaum zu sagen.

Die Organisation kommuniziert äußerst zurückhaltend, wohl um die Zusammenarbeit mit dem Iran nicht zu gefährden. Die IAEA hat auch eigene Inspekteure in dem Land, deren Sicherheit sie gewährleisten muss. Inwiefern die Mitarbeiter aktuell als Quellen über Schäden an Atomanlagen dienen, ist unklar.

Ihren regulären Aufgaben können sie derzeit wohl nicht nachkommen. Die Inspektionen im Iran würden fortgesetzt, sobald die Sicherheitsbedingungen dies zuließen, hieß es von der IAEA.

Israels Kriegsziel ist klar formuliert: Es will das iranische Atomprogramm dauerhaft beenden. Kann es das?mehr

Sollte es durch die israelischen Angriffe zu einer nuklearen Katastrophe kommen, betont Grossi, sei die IAEA bereit "innerhalb einer Stunde zu reagieren". Grossi hat angeboten, zum Beispiel Experten seiner Organisation für nukleare Sicherheit und Gefahrenabwehr in den Iran zu entsenden.

Für solche Fälle hat die IAEA an ihrem Sitz in Wien ein Zentrum für Störfälle und Notfälle (IEC). Es dient als zentrale Stelle für Informationsaustausch und Zuweisung von Ressourcen bei nuklearen Unfällen. Das Zentrum stehe derzeit in ständigem Austausch mit den iranischen Behörden, so Grossi am 13. Juni im UN-Sicherheitsrat.

Darüber hinaus gibt es eine Task Force aus mehreren hochrangigen Mitarbeitern, die die Lage beobachten und dem UN-Sicherheitsrat rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Mehr als Angebote kann die Organisation aber derzeit nicht machen.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 21. Juni 2025 um 13:45 Uhr.

Acht Mitarbeiter für Scholz sind der Opposition zu viel

Es gibt Kritik an der Ausstattung des Büros von Altkanzler Scholz. Der SPD-Politiker soll acht Mitarbeiter bekommen. Oppositionsparteien sprechen von "Steuergeldverschwendung" oder halten Büros für Altkanzler grundsätzlich für unzeitgemäß.

Oppositionspolitiker von AfD und Linken halten die Ausstattung des Büros von Altkanzler Olaf Scholz für unangemessen. Die AfD-Fraktion zeigte sich "entsetzt": Drei Mitarbeiter und ein Fahrer seien zwar noch vertretbar, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Stephan Brandner der Zeitung Welt. "Was allerdings acht Mitarbeiter für einen Ex-Kanzler tun sollen, der nicht einmal eine vollständige Amtszeit absolviert hat, bleibt uns völlig unklar und ist nichts weiter als Steuergeldverschwendung."

Von der Linken kam grundsätzliche Kritik. Christian Görke, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, sagte der Zeitung, Büros für Altkanzler seien aus der Zeit gefallen. "Sie brauchen keinen eigenen Hofstaat auf Lebenszeit. Die Büros müssen aufgelöst werden." Allenfalls eine "Minimalausstattung" sei vertretbar. Scholz stünden zudem seine Mitarbeiter als normaler Bundestagsabgeordneter zusätzlich zur Verfügung.

Nach dreieinhalb Jahren verlässt Scholz das Kanzleramt und wird mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet.mehr

Der Ex-Kanzler von der SPD soll ein Büro mit acht Mitarbeitern bekommen. Das geht aus einer Vorlage für den Hauptausschuss des Bundestags hervor. Das seien mehr Mitarbeiter als vorgesehen – jedoch sei die Unterstützung wegen "der zu erwartenden Entwicklung seiner nachamtlichen Tätigkeit" erforderlich, erklärt das Finanzministerium. Konkret gehe es darum, dass der russische Angriff auf die Ukraine in Scholz' Amtszeit fiel und sich daraus Aufgaben für den Altkanzler ergeben könnten.

Regierungssprecher Stefan Kornelius sagte, es werde weiter Anfragen zu dem Thema geben sowie den Bedarf, Scholz' Expertise dazu einzuholen. Der Krieg gegen die Ukraine sei ein "wirklich zentrales außenpolitisches und sicherheitspolitisches Thema", das auch die Zeit nach der Kanzlerschaft prägen werde. Im Übrigen halte auch Scholz' Nachfolger, Bundeskanzler Friedrich Merz von der CDU, die geforderte personelle Ausstattung für das Büro seines Vorgängers für angemessen, wie Kornelius sagte.

Dass ehemalige Bundeskanzler ein Büro und Mitarbeiter vom Staat finanziert bekommen, ist üblich. Altkanzlerin Angela Merkel von der CDU bekam nach ihrer Kanzlerschaft neun Mitarbeiter, Scholz' Parteikollege Gerhard Schröder -der inzwischen kein Büro mehr hat- sieben.

2019 hatte der Haushaltsausschuss beschlossen, dass zukünftige Kanzler und Bundespräsidenten nur noch einen Büroleiter, zwei Referenten, eine Büro- oder Schreibkraft und einen Fahrer bekommen sollen. Das wären drei Mitarbeiter weniger, als nun für Scholz vorgesehen sind.

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Forderung der Feuerwehren: Debatte über Führerscheinentzug für Gaffer

Union und SPD unterstützen die Forderung des Feuerwehrverbands, Gaffenden an Unfallorten den Führerschein wegzunehmen. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland RND.

Politikerinnen und Politiker der Regierungskoalition wollen, dass Unfall-Schaulustige härter bestraft werden. Sie unterstützen eine Forderung des Feuerwehrverbands.

Der Präsident des Feuerwehrverbandes, Banse, will Schaulustige bei Unfällen härter treffen.mehr

"Gaffer gefährden Leben – das ist kein Kavaliersdelikt," sagte Susanne Hierl, rechtspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktin, dem RND. Wenn die bisherigen Strafen nicht ausreichend abschreckten, gehöre der Führerscheinentzug als spürbare Konsequenz auf den Tisch.

Zustimmung dafür kommt auch aus der SPD. Der Parlamentarische Geschäftsführer und Fraktionsjustiziar Johannes Fechner hält es laut RND "für sinnvoll, im Rahmen des geplanten Gesetzes zum Schutz von Polizei und Rettungskräften zu prüfen, ob die Möglichkeit des Führerscheinentzugs bei Behinderung von Rettungskräften noch weiter ausgeweitet werden kann." Das könne "zur Verbesserung der Arbeit der Rettungskräfte beitragen."

Hierl und Ferchner unterstützten Forderungen des Deutschen Feuerwehrverbands. Einen Führerschein-Entzug für Unfall-Schaulustige hatte Präsident Karl-Heinz Banse am Freitag in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ins Spiel gebracht.

Demnach konnten sich Feuerwehrleute bei Unfällen früher darauf konzentrieren, Menschen zu retten. Heute müssten sie zusätzlich Gaffende auf Abstand halten. Sie behinderten immer wieder die Arbeit von Rettungskräften. Daran hätten auch Gesetzesreformen nichts geändert.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete BR24 am 21. Juni 2025 um 15:00 Uhr.

Krieg im Nahen Osten: “Freiheit lässt sich nicht herbeibomben”

Wie kann sich die Lage im Nahen Osten mittelfristig verbessern? Den Menschen in der Region wäre mehr Demokratie und Freiheit zu wünschen, meintMoritz Behrendt.Doch herbeibomben, wie jetzt auch im Iran, lassen sich diese Werte nicht.

Wir verändern das Gesicht des Nahen Ostens – was Israels Premierminister Benjamin Netanjahu als Verheißung ankündigt, klingt für die meisten Menschen in der Region wie eine Bedrohung.

Dafür bedarf es keines Blickes in die Zukunft – die Gegenwart ist dystopisch genug. Im Süden des Libanon liegen ganze Dörfer in Trümmern, im Gazastreifen sind mehr als 50.000 Menschen getötet worden, mehr als 100.000 haben Verletzungen erlitten, die ihr Leben und ihre Zukunft dauerhaft beeinträchtigen werden. Im Iran haben vermutlich Hunderttausende Einwohner die Hauptstadt Teheran verlassen, auf israelische Städte fliegen Raketen, und im ganzen Land müssen Menschen ihre Nächte in Bunkern verbringen.

Für viele Menschen ist die Veränderung des Gesichts des Nahen Ostens keine geopolitische Frage, sondern die, ob sie die nächsten Tage in Sicherheit und in ihren eigenen vier Wänden erleben können. Vor allem im Gazastreifen sind die Sorgen noch existenzieller: Wo bekommen die Bewohner morgen etwas zu essen her? Falls es für sie überhaupt ein Morgen gibt.

Auch geopolitisch haben die letzten beiden Jahre eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Eine Annäherung zwischen Israel und arabischen Staaten, wie etwa Saudi-Arabien, ist in immer weitere Ferne gerückt, dass irgendwann ein palästinensischer Staat entsteht, ist utopischer denn je.

Quasi als Kollateralschaden ist das Völkerrecht unter Beschuss geraten, und der Westen, insbesondere Deutschland, hat in weiten Teilen der Welt massiv an Glaubwürdigkeit verloren.

Symbolisch dafür steht der unbeholfene Auftritt des neuen Außenministers Johann Wadephul bei seiner Reise durch die arabische Welt. Die iranische Antwort auf den israelischen Angriff verurteilte er prompt, für israelische Angriffe auf den Iran und andere Staaten fand er Rechtfertigungen. Das machte deutlich, warum die Bundesrepublik hier inzwischen ausschließlich als verlässlicher Partner Israels wahrgenommen wird.

Zwei Anmerkungen, damit kein falscher Eindruck entsteht: Erstens: Für die blutigen Umwälzungen im Nahen Osten ist keineswegs alleine Israel verantwortlich: Auslöser war das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Für die brutale Ermordung von Zivilisten darf es keine Rechtfertigung geben, sie rechtfertigt aber auch nicht die Tötung von Zivilisten in Gaza, im Libanon oder im Iran.

Zweitens: Die arabischen Staaten können Deutschland und dem Westen mit Recht Doppelmoral vorwerfen, wenn über Werte und die Beibehaltung der regelbasierten internationalen Ordnung gesprochen wird. Ihre Argumentation steht allerdings auf äußerst dünnem Eis. Just an dem Tag, an dem Außenminister Wadephul in Riad war, richtete Saudi-Arabien einen kritischen Journalisten hin.

Und wenn sich arabische Regierungen gegen eine Destabilisierung der Region durch Israel aussprechen, dann geht es ihnen in erster Linie darum, ihre eigene autoritäre Herrschaft abzusichern. Stabilität an sich ist kein Wert, der gegen eine Neuordnung des Nahen Ostens spricht. Den Menschen in der gesamten Region ist nicht nur mehr Sicherheit zu wünschen, sondern auch – ganz klar – mehr Freiheit.

Das gilt im Besonderen für den Iran – ein Ende der Diktatur dort wäre eine gute Nachricht. Aber daran, dass sich Demokratie und Freiheit von außen herbeibomben lassen, bestehen große Zweifel. Der Einmarsch der USA im Irak 2003 führte zum damals gewünschten Regimewechsel in Bagdad. Die Folge waren Bürgerkrieg, Chaos und der Aufstieg der Terrororganisation "Islamischer Staat". So weit muss es jetzt nicht kommen – die Zukunft ist offen.

Also, was bleibt als Ausblick? Die vage Hoffnung, dass sich die Lage im Nahen Osten mittelfristig verbessert, wenn das theokratische Regime im Iran geschwächt ist oder sogar gestürzt wird. Genauso wahrscheinlich ist jedoch die Aussicht, dass es noch schlimmer wird.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 21. Juni 2025 um 13:45 Uhr.

Einsatz gegen Wildtierschmuggel: Schildkröten in Mexiko beschlagnahmt

Mexikanische Behörden haben bei mutmaßlichen Schmugglern mehr als 3.400 junge Schildkröten entdeckt. Laut mexikanischer Anwaltschaft für Umweltschutz wurden die Tiere bei einer Kontrolle im Bundesstaat Chiapas im Süden Mexikos entdeckt.

In Mexiko ist ein Fall mutmaßlichen Wildtierschmuggelsbei einer Kontrolle aufgeflogen. Ein Verdächtiger wurde laut Behörden bei einer Überwachungsaktion gegen illegalen Wildtierhandel gefasst. Der Fahrer eines kontrollierten Fahrzeugs soll demnach illegal Tausende mittelamerikanischer Schildkröten-Schlüpflinge transportiert haben.

Die Tiere seien in "überfüllten" Kisten und nicht artgerecht transportiert worden. Es habe sich um Schlüpflinge von Hicotea-Schmuck- oder Ornaments-Schildkröten (Trachemys venusta) gehandelt, so die mexikanische Anwaltschaft für Umweltschutz. Der Fahrer sei wegen Verdachts auf illegalen Wildtierhandels festgenommen worden.

Fachleute entscheiden darüber, ob die Schildkröten wieder ausgesetzt werden.

Die Süßwasser-Schildkrötenart lebt in Zentralamerika, Kolumbien und Mexiko, wo sie unter Schutz steht. Die beschlagnahmten Tiere seien ohne erforderliche Dokumente zu ihrer Herkunft transportiert worden, so die Staatsanwaltschaft. Das verstoße gegen Umweltgesetze und Wildtierschmuggel bedrohe die Artenvielfalt.

Die Tiere wurden laut Umwelt-Staatsanwaltschaft zur Untersuchung in eine Versorgungsstation gebracht. Fachleute sollen entscheiden, ob die Tiere wieder in die Wildnis zurückgebracht werden können.

Verdacht auf Brandstiftung: Menschen fliehen vor Waldbrand in Kroatien

An der kroatischen Adriaküste südlich von Split sind mehrere Flächenbrände ausgebrochen. Zahlreiche Menschen – darunter viele Touristen – mussten evakuiert werden. Der größte Brandherd ist mittlerweile unter Kontrolle.

An der kroatischen Adria-Küste sind viele Urlauber und Bewohner vor heftigen Flächenbränden geflohen. Von den Feuern sind mehrere beliebte Touristenorte auf einer Strecke von etwa 50 Kilometer südlich von Split am Meer betroffen. Gegen Abend gab es eine Teilentwarnung: Der größte Brandherd, zwischen den Orten Omis und Makarska, sei unter Kontrolle gebracht worden, erklärte die Feuerwehr nach Angaben des Nachrichtenportals "index.hr".

Auch ein Feuer am Stadtrand von Split wurde den Angaben zufolge gelöscht. Ein zunächst wegen des Feuers gesperrter Abschnitt der Autobahn entlang der Küste wurde am Abend wieder geöffnet.

Mehrere Gemeinden richteten Notunterkünfte für die in Sicherheit gebrachten Menschen ein. Dutzende Touristen machten davon Gebrauch. Das Rote Kreuz entsandte Sanitäter sowie Ärztinnen und Ärzte, die verschiedene Leichtverletzte behandelten. Helferinnen und Helfer versorgen die Menschen mit Nahrungsmitteln.

Das Feuer war etwa 30 Kilometer südlich von Split im Gebiet der Siedlungen Pisak und Marusici ausgebrochen. Die etwa 200 Einwohner von Marusici und viele Touristen wurden evakuiert. Die Wasserschutzpolizei brachte zahlreiche Menschen auch per Schiff in Sicherheit. Etliche Häuser und Autos brannten aus.

Das Feuer soll aus Fahrlässigkeit entstanden sein, Touristen und Bewohner wurden evakuiert.mehr

Die Feuerwehr befürchtet aufgrund des starken Windes während der Nacht das Aufflammen weiterer Brandherde. Die Brandbekämpfung lief auch mit Flugzeugen. Der Einsatz aus der Luft musste aber wegen zu starken Windes zeitweise unterbrochen werden. Trockenheit, Hitze und starker Wind würden die Ausbreitung des Feuers vor allem in den leicht brennenden Kiefernwälder in dem Gebiet fördern, hieß es.

Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hat die Polizei Ermittlungen wegen Verdachts auf Brandstiftung aufgenommen. Dafür spreche, dass in der Nähe des Orts Makarska auf einem kleinen Areal an drei verschiedenen Stellen gleichzeitig Feuer ausgebrochen sei. Vernehmungen früherer erwiesener Brandstifter seien im Gange, erklärte die Polizei laut Medienberichten.

Mit Informationen von Oliver Soos, ARD Wien.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete BR24 am 21. Juni 2025 um 13:00 Uhr.

Bürokratie, Kosten, Personal: Wie viel Arbeit der Arbeitsschutz macht

Arbeitsschutzmaßnahmen sind in Deutschland bis ins kleinste Detail geregelt. Doch besonders kleine Unternehmen klagen über einen Dschungel an Bürokratie und über hohe Kosten. Was lässt sich optimieren?

Handverletzungen seien bei ihnen im Handwerksbetrieb die häufigste Form der Verletzungen, erzählt Geschäftsführerin Annegret Vogelsang-Foley. Häufig ist dabei relativ. In ihrer Firma Vogelsang Klimatechnik, die Klimaanlagen vertreibt und installiert, kommt auf 25 Beschäftigte im Schnitt ein Unfall pro Jahr. Dank genauestens umgesetzten und kontrollierten Arbeitsschutzmaßnahmen sind es nicht mehr.

"Das fängt damit an, dass wir natürlich für die persönliche Schutzausrüstung unserer Mitarbeiter Sorge tragen. Wir prüfen die Leitern, es wird regelmäßig überprüft, ob die Autos in Ordnung sind, ob alle einen Führerschein haben und so weiter und sofort", zählt sie auf. Die Liste ist lang. Seit 25 Jahren ist Vogelsang-Foley Geschäftsführerin des Bochumer Familienbetriebs – und seitdem sei die Bürokratie rund um den Arbeitsschutz immer mehr geworden, sagt sie.

Bürokratieabbau als Wachstumsmotor – das wurde auch im Wahlkampf versprochen. Es wird auch Zeit.mehr

Erst neulich habe einer ihrer Mitarbeiter an einer dreitägigen Schulung teilgenommen – plus fünf Tage nachträgliche Arbeit, um alle möglichen Gefahrenszenarios durchzudenken und zu dokumentieren. Ihre Schätzung: Die Gefahrenbeurteilung, Sicherheitsunterweisungen und vor allem aber die Dokumentation der zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen beschäftige eine Vollzeitkraft etwa einen Monat pro Jahr.

Einiges davon könne theoretisch eine Künstliche Intelligenz (KI) übernehmen, das haben sie bereits getestet. Aber für Unternehmen ist wichtig, dass alles für den Fall der Fälle rechtssicher ist. Diese Garantie kann eine KI bisher nicht geben.

Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) spricht von einem "Vorschriften-Dschungel" für Unternehmen in Deutschland. Sie müssten etwa 10.000 Einzelanforderungen im Arbeitsschutz beachten, heißt es basierend auf BDA-Schätzungen in einem Positionspapier. Hunderttausende Sicherheitsbeauftragte in den Betrieben würden diese Vorschriften überprüfen. Das belaste besonders kleine Unternehmen – wie das von Annegret Vogelsang. Auch weil etwa Schulungen bei externen Bildungsträgern laut BDA rund 650 Euro pro Tag und Person kosten.

Start-ups leiden unter zu wenig Geld und zu viel Bürokratie. Experten sehen aber große Potenziale.mehr

Anke Kahl forscht am Lehrstuhl für Arbeitssicherheit an der Uni Wuppertal und leitet den Ausschuss für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (ASGA). Dieser soll seit 2021 das Arbeitsschutz-Regelwerk für das Ministerium für Arbeit und Soziales vereinfachen. Sie sagt: Es gebe zwar viele Regeln, aber die wenigsten davon würden die breite Masse der Unternehmen betreffen.

Und besonders die zunächst kleinkariert erscheinenden Vorschriften würden oft Branchen mit einem hohen Gefährdungspotenzial betreffen – man könne also nicht einfach den Rotstift ansetzen. "Wir müssen reduzieren, aber da müssen wir genau hinschauen. Es geht nicht nach einer Zahl, sondern wir müssen uns die Inhalte anschauen und müssen schauen: Wie viel werden die genutzt? Braucht es die noch?"

Aus Sicht des Bundes der Steuerzahler verschwendet der Staat viele Millionen Euro durch Bürokratie.mehr

Schaut man sich die Entwicklung der Arbeitsunfälle in Deutschland an, zeigt sich ein positiver Trend: Unfälle bei der Arbeit werden weniger. 2024 waren es laut der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung rund 750.000. Das sind 21 Unfälle pro 1.000 Beschäftigte und immerhin ein Drittel weniger als noch vor zwanzig Jahren. Das liegt unter dem EU-Durchschnitt.

Neben einem strengen Arbeitsschutz dürfte das aber auch am Strukturwandel liegen: potenziell gefährliche Handwerks- und Industrieberufe werden weniger, Dienstleistungen und Schreibtischjobs hingegen mehr.

Trotzdem sei das laut Anke Kahl nicht der einzige Maßstab, der in der Arbeitsschutz-Debatte zählen sollte: "Wichtig ist vor allem auch: Wie viele Beschäftigte erkranken arbeitsbedingt? Wenn zum Beispiel jemand ein Leben lang auf der Baustelle arbeitet und durch die Sonne Hautkrebs bekommt, dann zählt das nicht als Arbeitsunfall. Arbeitsschutz sollte aber auch so etwas berücksichtigen."

Betroffen sind etwa Sorgfaltspflichten oder das Lieferkettengesetz.mehr

Sie verstehe aber auch die Frustration der Unternehmer. In Zukunft sollen Schulungen und Unterweisungen, wenn möglich, häufiger digital erledigt werden können. Und auch Künstliche Intelligenz soll zum Einsatz kommen, etwa um genaue Sicherheitspläne für jedes Unternehmen zu erstellen. Unternehmerin Vogelsang-Foley fände das wünschenswert.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD plant noch für 2025 erste Maßnahmen, um die Bürokratie für Unternehmen abzubauen und spricht auch die von Unternehmern beklagten Dokumentationspflichten an. Die Regierung wolle stattdessen eher auf Sanktionen bei Verstößen setzen.

Mehr als 600 Entlassungen bei US-Auslandssendern

Kahlschlag bei den US-Auslandssendern: Die von Präsident Trump eingesetzte Beraterin hat erneut mehr als 600 Entlassungen angekündigt – besonders hart trifft es Voice of America. Beobachtern zufolge könnte der Sender vor dem Aus stehen.

Die für US-amerikanische Auslandssender zuständige Behörde "US Agency for Global Media" (USAGM) hat Massenentlassungen bekanntgegeben. Die von Präsident Donald Trump eingesetzte Sonderberaterin Kari Lake erklärte auf X, dass 639 Beschäftigte Kündigungen erhalten hätten.

USAGM unterstehen Voice of America, Middle East Broadcasting, Radio Free Asia, Radio Free Europe/Radio Liberty und Office of Cuba Broadcasting. Wie die "New York Times" berichtet, traf es Voice of America am stärksten. Mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien entlassen worden, damit blieben weniger als 200 Beschäftigte. Beobachtern zufolge könnte der Sender damit faktisch vor dem Aus stehen.

Der Sender Voice of America dient der weltweiten Verbreitung amerikanischer Ideale.mehr

Die im März begonnene Reduzierung der USAGM-Belegschaft um 85 Prozent sei nunmehr abgeschlossen, so Lake. Rund 1.400 Stellen seien gestrichen worden. Gegen die Kahlschläge beim Personal gibt es eine Reihe von Klagen, die bisher aber erfolglos sind.

Lake sagte, die Entlassungen seien überfällig gewesen, "um eine aufgeblähte, unverantwortliche Bürokratie" abzubauen. USAGM erfülle weiterhin die gesetzlichen Mindestanforderungen. Sie werde mit dem Kongress und dem Außenministerium arbeiten, um die verkleinerte Behörde mit der Außenpolitik auf eine Linie zu bringen.

US-Präsident Trump hat Kürzungen beim US-Auslandssender Voice of America angeordnet. Reporter wurden beurlaubt.mehr

Voice of America war 1942 als Gegengewicht zur Propaganda der Nationalsozialisten gegründet worden und hatte schließlich in fast 50 Sprachen Millionen Menschen erreicht. Unlängst kam aus den Reihen von Trumps Republikanern verstärkt Kritik an Voice of America und anderen öffentlich finanzierten US-Sendern mit der Begründung, die Rundfunkstationen seien Konservativen gegenüber zu negativ eingestellt. Trump wirft dem Sender vor, anti-amerikanische Propaganda zu verbreiten.

Auf der USAGM-Webseite heißt es, die Teilorganisationen der Behörde kommunizierten "wöchentlich mit 427 Millionen Menschen aus der ganzen Welt". Lake erklärte, in der kommenden Woche werde sie dem Kongress Details vorlegen über Verschwendung, Missmanagement, Korruption und Versagen in Bezug auf nationale Sicherheit bei USAGM.

Medienverbände protestierten gegen Trumps Maßnahmen. Der Rundfunksender NPR zitierte den Direktor von Voice of America, Michael Abramowitz, mit den Worten, durch die vorgesehenen Kürzungen werde der Sender seinem gesetzlichen Auftrag nicht nachkommen können, objektive Nachrichten "in geschlossene Gesellschaften und andere Orte auf der Welt zu liefern“. Abramowitz sei am Freitag nicht entlassen worden. Er sei gegenwärtig beurlaubt.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juni 2025 um 14:00 Uhr.

Was bei Schlafproblemen hilft – und was nicht

Je nach Studie leidet etwa jeder Vierte in Deutschland unter Schlafproblemen, jeder Zehnte unter Insomnie. Abhilfe versprechen allerlei Hacks und Gadgets. Was aber hilft wirklich, um wieder gut zu schlafen?

Wer schlecht schläft, ist tagsüber hundemüde, gereizt, dünnhäutig und wenig belastbar. Während wir schlafen, werden Gedanken verarbeitet, Abfallstoffe im Gehirn abtransportiert, das Immunsystem gestärkt.

Schlaf hält Körper und Seele gesund. Wenn dieser Boxenstopp ausbleibt, steigt das Risiko für viele Erkrankungen: Infektionen, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfälle, Fettleibigkeit, Diabetes, vermutlich sogar Demenz.

Schlaf ist ein Milliardengeschäft. Allein für technische Geräte rund ums Schlafen liegt der Marktwert weltweit derzeitquer durch Analysenbei zum Teil weit über 20 Milliarden US-Dollar. Und die prognostizierten jährlichen Wachstumsraten versprechen eine lukrative Zukunft.

Wobei das größte Schlaf-Tech-Marktsegment Geräte ausmachen, die Schlaf nur als Nebenfunktion überwachen: Smartwatches und Fitness Tracker können Informationen liefern, wie gut die Träger schlafen und sogar wertvolle Hinweise auf Atemaussetzer bei einer Schlafapnoe liefern.

Die Wissenschaft rät, bei der Arbeit und in der Schule die Leistungshochs der unterschiedlichen Chronotypen stärker zu beachten.mehr

Vor allem aber messen die Geräte anhand des Pulses über Algorithmen, wie gut der Schlaf war. Das funktioniert erstaunlich zuverlässig – allerdings: "Das Gehirn sitzt nicht am Handgelenk, sondern immer noch im Kopf", schränkt die Schlafforscherin Christine Blume von der Universität Basel ein. Und Schlaf – vor allem, wie wir ihn wahrnehmen – findet eben überwiegend im Gehirn statt.

Außerdem würden die Algorithmen, um vom Puls auf die Schlafqualität zu schließen, vor allem an jungen Menschen trainiert, fügt Neurologin Anna Heidbreder vom Universitätsklinikum Linz hinzu. "Aber sobald Medikamente und Krankheit hinzukommen, ist es so verkompliziert, dass ich es nicht gut nutzen kann." Bei Schlafstörungen könne keine Smartwatch die ärztliche Untersuchung ersetzen, fasst Dieter Riemann, Vorstandssprecher derDeutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, zusammen.

Die Geräte könnten Hinweise liefern – aber die wenigsten von ihnen seien wissenschaftlich erprobt, und der Markt ist, anders als für Medizinprodukte, nicht reguliert. Deswegen sollte man sich bei ernsthaften Problemen weder auf die Messungen verlassen noch sich von ihnen unter Druck setzen lassen. Denn: Druck, Sorgen und Stress sind schlecht für guten Schlaf.

Ist das beliebte "Farbrauschen" eine gute Einschlafhilfe?mehr

Erholsameren Schlaf versprechen allerlei Produkte, von smarten belüfteten Decken über Meditationslampen, Noise-Cancelling-Kopfhörern und Anti-Schnarch-Armbändern bis hin zu Lichtweckern. Auch hier gilt: Was hilft, kann jeder und jede Leidgeplagte selbst ausprobieren.

Ein Lichtwecker etwa kann ein sanfteres Aufwachen einleiten. Wer einen schnarchenden Bettgenossen hat, dem können neben Ohrstöpseln auch Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung helfen. Matratze, Kopfkissen und Decke sind ohnehin wichtig, um gut erholt und nicht nassgeschwitzt aufzuwachen. Und alles, was ein helles Schlafzimmer verdunkelt, ist ebenfalls nicht verkehrt.

Wer durch Gadgets oder Produkte aber keine Verbesserung erlebt, rät Schlafforscherin Blume, sollte möglichst schnell zur Hausärztin gehen: "Denn die Sachen, die nachgewiesenermaßen wirklich helfen, wenn jemand unter klinisch bedeutsamen Schlafproblemen oder sogar Schlafstörungen leidet, die lassen sich nicht im Internet bestellen."

Man sollte nicht jede einzelne Nacht auf die Goldwaage legen, rät Schlafforscher Benedict.mehr

Dasselbe gilt für pflanzliche Mittel. Von Baldrian dürfe man sich am ehesten eine Wirkung erhoffen, sagt Blume, allerdings erst nach einer gewissen Zeit. Lavendelöl sei ebenfalls recht gut untersucht, helfe aber eher Menschen, die wegen Ängstlichkeit, innerer Unruhe oder Reizbarkeit schlecht schlafen.

Vom Bier oder Wein zum Einschlafen dagegen raten Schlafforscher ab. Sobald der Alkohol während des Schlafes abgebaut werde, störe dies das Durchschlafen, sagt Dora Triché, Leiterin des Schlaflabors am Klinikum Nürnberg. Außerdem ist nach neuen Einschätzungen wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Alkohol auch schon in kleinen Mengen gesundheitlich schädlich.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Alkohol in Maßen sogar gut für die Gesundheit sein kann.mehr

Bei Cannabis sei die Studienlage schlecht, fügt Christine Blume hinzu. Die Droge führe eher dazu, dass die Traumphase, der REM-Schlaf, reduziert werde. Am ehesten könne Cannabis noch denen helfen, die wegen Schmerzen nicht schlafen können.

Die Wirkung von Melatonin auf den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen ist dagegen sehr gut untersucht, ebenso der Einfluss von insbesondere kurzwelligem, also eher blauem, Licht darauf, wie Melatonin ausgeschüttet beziehungsweise gehemmt wird. Wer aber nicht einschlafen kann, dem helfe auch nicht, zum körpereigenen Melatonin zusätzliches von außen hinzuzufügen, so Blume.

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Daneben kursieren in sozialen Medien diverse Sleep Hacks, also einfache Hausmittel, um besser zu schlafen. Von Mouth Taping – sich nachts den Mund zuzukleben – raten die Experten ab. Wer beim Schlafen nicht durch die Nase atmen könne, sollte nicht den anderen Atemweg blockieren. Vom sogenannten Sleepy Girl Mocktail, also einem alkoholfreien Mischgetränk aus Sauerkirschsaft, Magnesiumpulver und Tonic Water, solle man sich ebenfalls nicht zu viel erhoffen, so Schlafforscher Riemann.

Bei anderen Hacks dagegen gelte: Wenn diese einfach ein modernes Wort für bekannte Entspannungs- und Mediationstechniken sind, können sie durchaus helfen. Tiefe Bauchatmung in diversen Techniken kann genauso entspannen wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und Meditation.

Am Ende ist Gelassenheit der beste Garant für erholsamen Schlaf. Wer unter Dauerdruck und Stress steht, kann durch achtsame Momente und Entspannungsübungen tagsüber Linderung finden und dadurch nachts besser schlafen. Denn Schlaf findet im Leben statt. Deshalb kann auch ein einziges Wundermittel nicht den Unterschied machen. Und jeder, der unter einer schweren Schlafstörung wie Insomnie leidet – das betrifft immerhinbis zu jeden zehnten Mensch in Europa- sollte möglichst schnell Hilfe holen.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. März 2024 um 05:00 Uhr.

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