BBC in der Kritik: Anti-israelische Parolen live im britischen TV

tagesschau2 Dilihat

Die britische Regierung hat die BBC wegen der Übertragung eines Auftritts einer Rap-Gruppe scharf kritisiert und eine Erklärung gefordert. Auf dem Glastonbury-Festival in Südengland hatte ein Rapper anti-israelische Parolen gerufen.

Die britische Regierung hat anti-israelische Parolen eines Rappers bei einem Auftritt auf dem Glastonbury-Festival verurteilt, der von der BBC live übertragen wurde. Die Kulturministerin Lisa Nandy habe in einem Telefonat mit BBC-Chef Tim Davie eine "dringende Erklärung" gefordert, welche Sorgfaltsprüfung die BBC vor dem Auftritt unternommen habe, berichteten mehrere britische Medien. Demnach kündigte die Polizei an, Videomaterial auf strafrechtlich relevante Inhalte zu prüfen.

Die nordirische Band wird in Scheeßel laut Veranstalter – anders als bisher geplant – nicht auftreten. Hintergrund ist Medien zufolge ein Eklat bei einem US-Auftritt.ndr

Wie der öffentlich-rechtliche Sender selbst schrieb, leitete der Rapper Bobby Vylan auf der Bühne des Festivals Sprechchöre mit Parolen wie "Free, free Palestine" und mit Blick auf das israelische Militär "Death, death to the IDF". Ein BBC-Sprecher sagte demnach, einige der Kommentare des Rappers seien "zutiefst beleidigend" gewesen.

Der Sender habe auf dem Bildschirm vor "sehr starker und diskriminierender Sprache" gewarnt. Den Auftritt werde man sich im BBC-Player nicht mehr nachträglich anschauen können, heißt es in dem Bericht weiter. Das Rap-Duo selbst veröffentlichte auf seinem Instagram-Account ein Video der entsprechenden Szene, im Publikum sind palästinensische Flaggen zu sehen.

Das Wiesenthal-Zentrum hat die zehn schlimmsten antisemitischen Vorfälle des Jahres vorgestellt.mehr

Ein Sprecher der Kulturministerin verurteilte die Sprechchöre den Berichten zufolge aufs Schärfste. Man begrüße, dass der Auftritt nicht mehr angesehen werden könne.

Auch die israelische Botschaft in Großbritannien zeigte sich auf X tief besorgt über eine "Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt".

Das Festival erklärte in einer Stellungnahme: "Das Glastonbury Festival duldet keinerlei Hassreden oder Aufrufe zu Gewalt durch seine Künstler."

Besonders unter dem früheren konservativen Premierminister Boris Johnson wurde die BBC auch immer wieder zum Ziel von Medienschelte aus Kreisen der Regierung. Johnson spekulierte öffentlich darüber, die ehrwürdige Rundfunkanstalt auf ein Streaming-Angebot auf Abo-Basis zu reduzieren.

Englands Fußball-Legende entschuldigt sich für eine judenfeindliche Instagram-Story und zieht Konsequenzen.mehr

Auf dem Festival trat auch die Rap-Gruppe Kneecap auf. Deren Mitglied Mo Chara, der bürgerlich Liam Óg Ó hAnnaidh heißt, hatte im vergangenen Jahr bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Fahne gezeigt und "Hoch Hamas, hoch Hisbollah" gesagt. Ihm wird deswegen die Unterstützung einer verbotenen Vereinigung zur Last gelegt, es läuft ein Gerichtsverfahren. Mitte Juni musste er zuletzt vor Gericht erscheinen, im August wird die Verhandlung fortgesetzt.

Die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz und die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas, die Israel bekämpfen, sind in Großbritannien verboten. Untersagt ist auch, sie zu unterstützen.

Der britische Premierminister Keir Starmer sagte kürzlich, Kneecap sollte nicht beim Glastonbury Festival auftreten. Dies sei nicht "angemessen". Die Veranstalter des Festivals ignorierten die Forderung des Premiers aber. "Menschen, die die Politik der Veranstaltung nicht mögen, können woanders hingehen", erklärte Mitgründer Michael Eavis. Mehrere andere Auftritte der Band – unter anderem in Deutschland – waren in den vergangenen Monaten gestrichen worden. Bei ihrem Auftritt auf dem Festival riefen die Rapper von Kneecap das Publikum dann dazu auf, Starmer zu beschimpfen.

Eine erste Version des Artikels führte die Kritik an der BBC auf einen Auftritt der Gruppe Kneecap zurück. Tatsächlich aber geht es um Äußerungen beim Auftritt des Rappers Bobby Vylan.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. Juni 2025 um 20:47 Uhr.

Tinggalkan Balasan

Alamat email Anda tidak akan dipublikasikan. Ruas yang wajib ditandai *