Staatsanwaltschaft ermittelt nach Übergriffen in hessischem Freibad

tagesschau11 Dilihat

Mehrere junge Männer sollen im Barbarossa-Freibad im hessischen Gelnhausen mindestens acht Mädchen sexuell belästigt haben. Nun übernimmt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen.

Nach den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen im Barbarossabad in Gelnhausen hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Das sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Die Akte sei zum Wochenstart bei der Behörde eingegangen, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Wir führen nun ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatverdachts der sexuellen Belästigung."

Weitere Angaben wollte die Staatsanwaltschaft vorerst nicht machen. Zunächst sollten die betroffenen Mädchen vernommen werden, so der Sprecher. "Nach den Zeugenvernehmungen haben wir ein Bild."

Die Vorfälle hatten sich am 22. Juni zugetragen. Badegäste wandten sich laut Polizei um kurz nach 17 Uhr an das Personal des Schwimmbads und berichteten, dass sie kurz zuvor im Becken aus einer Gruppe von mehreren Männern heraus am ganzen Körper angefasst worden waren. Zunächst war von fünf betroffenen Mädchen die Rede.

Doch nach dem Bekanntwerden meldeten sich immer mehr Geschädigte bei der Polizei – derzeit sind es acht Mädchen. Die jüngste Betroffene ist demnach 11 Jahre alt, die älteste 16.

Die Polizei korrigierte ihre ersten Angaben am Montag (30. Juni). Zuvor hatten die Beamten von neun weiblichen Opfern im Alter von 11 bis 17 Jahren berichtet.

Am Sonntag (22. Juni) hätten die hinzugerufenen Polizeibeamten die Tatverdächtigen im Alter von 18 bis 28 Jahren kurz darauf vor Ort ermitteln und ihre Identitäten klären können. Ein weiterer Mann soll das Bad verlassen haben.

Die Personalien der vier jungen Männer sind in den Ermittlungsakten vermerkt. Die Vernehmungen der Männer stünden noch aus, so ein Polizeisprecher. Ein Hausverbot wurde ausgesprochen. Zwei der Verdächtigen sind nach Angaben der Polizei miteinander verwandt. Bei ihnen handelt es sich den Angaben zufolge um syrische Staatsangehörige. Die Ermittler hoffen auf weitere Hinweise von Zeugen.

Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) sieht kein grundsätzliches Sicherheitsproblem im Barbarossabad. In diesem Jahr sei dies der erste Vorfall überhaupt, bei dem ein Bade- und Hausverbot ausgesprochen worden sei.

Zwar habe es im vergangenen Jahr vier Fälle gegeben, in denen ein Hausverbot ausgesprochen wurde, jedoch hätten diese keinen sexuellen Hintergrund gehabt. "Da ging es um Diebstahl und leichte Körperverletzung", so der Bürgermeister gegenüber dem hr.

Nach Angaben des Landeskriminalamts in Wiesbaden wurden im vergangenen Jahr in Hessens Schwimmbädern – also beispielsweise im Becken oder in der Umkleidekabine – 74 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfasst. 2019 wurden 81 Fälle gemeldet, 2023 waren es 78.

Die Aufklärungsquote betrug im vergangenen Jahr 82 Prozent. Von den 57 ermittelten Tatverdächtigen seien 55 männlich gewesen, hieß es. Der Anteil der Nicht-deutschen Tatverdächtigen habe bei knapp 60 Prozent gelegen. "Grundsätzlich können wir Ihnen mitteilen, dass Frei- und Hallenbäder in Hessen keinesfalls einen Kriminalitätsschwerpunkt darstellen", erklärte das LKA.

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) sieht auch ein Problem beim Personalmangel. "Die Fachkräfte werden weniger, dadurch besteht die Gefahr, dass wir nicht mehr alles im Auge haben und entsprechend einschreiten können", sagte BDS-Präsident Peter Harzheim.

Gründe für den Personalmangel seien Sparmaßnahmen nach der Corona- und Energiekrise. Zudem gehe die Generation der Babyboomer in Rente.

Dass Übergriffe wie in den aktuellen Fällen nicht immer sofort gesehen werden, ist Nils Tischer, dem Leiter des Barbarossabads, bewusst. Gerade wenn es richtig voll sei, sei man auf Hinweise angewiesen. Diese habe es dank der schnellen Reaktion der Betroffenen auch gegeben.

Sexuelle Übergriffe seien kein Spaß, sondern purer Ernst, betont Tischer. "Und wir reagieren auch entsprechend darauf."

Auffallend bei den Tatverdächtigen: Sie sollen nach hr-Informationen außerhalb des Beckens nicht als Gruppe aufgetreten sein, waren also nicht gemeinsam auf dem Gelände unterwegs. Im Wasser und während der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe soll das anders ausgesehen haben.

Die Polizei lobte das Verhalten der Mädchen, sich direkt nach dem Vorfall an das Schwimmbad-Personal gewandt zu haben. Daher sei die Streife schnell vor Ort gewesen.

Innenminister Roman Poseck (CDU) fordert in dem Fall schnelle Aufklärung. Es sei unerträglich, dass sich die Tatvorwürfe gegen vier Männer richteten, die in unserem Land Schutz suchten, sagte Poseck in einem Interview bei Welt TV.

"Wir dürfen die im Raum stehenden Vorwürfe nicht verallgemeinern und sie zum Anlass nehmen, Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen. Die allermeisten Menschen, die zu uns gekommen sind, verhalten sich rechtschaffen", betonte Poseck. Doch wer unsere Rechts- und Werteordnung mit Füßen trete, brauche klare Konsequenzen.

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