Pride-Teilnehmer in Budapest zeigen Orban den “Stinkefinger”

tagesschau10 Dilihat

Mit einem verschärften Anti-LGBTQ-Kurs wollte Ungarns Ministerpräsident bei den Wählern punkten. Doch auf das Verbot der Pride-Parade in Budapest folgte ein Rückschlag für Orban: Mehr Menschen als jemals zuvor nahmen an der Demo teil.

Es war eine gewaltige Masse an Menschen, in einem etwa zweieinhalb Kilometer langen Zug durch die Budapester Innenstadt. Im Demonstrationszug waren Lkw mit DJs und Trommelgruppen zu sehen, vor allem aber viele Regenbogenfahnen und -T-Shirts.

"Es hat sich großartig angefühlt, so als ob die LGBTQ-Community wirklich Unterstützung hat", sagte eine junge Teilnehmerin. "Ich komme aus Ungarn, und es fühlte sich an wie endlose Massen, als ob die ganze Gemeinschaft zusammengekommen ist und wir alle aus einer großen Familie stammen."

"Wir haben das hier ein halbes Jahr lang vorbereitet, und Viktor Orban hat immer gesagt, es werde niemals stattfinden", erinnert sich ein anderer Teilnehmer. Er komme seit sieben Jahren zur Budapest Pride – "und es waren noch nie so viele Leute da."

Laut den Veranstaltern kamen am Ende knapp 200.000 Menschen – normal für die Budapest Pride waren bislang 30.000 bis 40.000. Es war also ein herber Rückschlag für Ministerpräsident Orban und seine rechte Fidesz-Regierung.Ihr Pride-Verbotsgesetzlief nicht nur ins Leere, sondern sorgte für die mit Abstand größte Pride-Demo, die Budapest je gesehen hat.

Dem Anmelder der Veranstaltung, dem grünen Bürgermeister von Budapest und Orbans Intimfeind Gergely Karacsony, war die Freude deutlich anzumerken: "Guten Abend Pride, guten Abend Liebe! Tja, es tut mir leid, aber ihr seht nicht so aus, als ob die Pride verboten wurde", rief er der Menge zu. "Ihr seht eher so aus, als wärt ihr in Frieden gekommen und so frei, der aufgedunsenen hasserfüllten Macht einen großen Stinkefinger zu zeigen."

Dass die Pride-Demonstration stattfand, ist einem Trick des Budapester Bürgermeisters Gergely Karacsony zu verdanken.

Der Bürgermeister hatte das Pride-Verbot umgangen und die Pride als städtische Ersatzveranstaltung angemeldet. Die Polizei hatte sich sehr zurückgehalten und war trotz des Pride-Verbotsgesetzes vom März dieses Jahres nicht eingeschritten. Unklar ist, ob es, wie von der Regierung angedroht, im Nachhinein zu Geldstrafen für Pride-Teilnehmer kommen wird.

Während der Parade musste kurzfristig die Route geändert werden, weil Rechtsradikale mit einer Gegendemonstration die Freiheitsbrücke blockierten. Die Pride verlief dann einfach über die benachbarte Elisabethbrücke.

Es soll die bislang größte Pride-Parade in Budapest werden. Dabei dürfte sie eigentlich gar nicht stattfinden.mehr

Es waren auch viele Gäste aus dem Ausland da,unter anderem eine große Delegation aus dem EU-Parlament, rund 70 Abgeordnete aus verschiedenen Ländern. Mit dabei war auch der grüne Vizepräsident des EU-Parlaments, der Rumäne Nicolae Stefanuta. "Liebe ist Liebe – so denkt die Europäische Union, sie glaubt daran und handelt danach", sagte er. "Und deshalb sind wir hier."

Die Restriktionen gegen die Budapest Pride beträfen nicht nur queere Menschen, sondern seien eine gefährliche Botschaft an die ganze Welt, sagte Stefanuta. "Denn sie zeigen, dass man Minderheiten attackieren kann, ohne dass etwas passiert. Aber wisst ihr was? Wenn man die Leute wütend macht, dann passiert das hier. Dann kommen die Leute zu Hunderttausenden."

Ungarns Regierungschef Orban ist politisch aktuell unter Druck, weil sein Herausforderer bei den Wahlen im kommenden April, Peter Magyar, konstant in den Umfragen vor ihm liegt. Orbans Pride-Verbot und die daraus resultierende Riesenveranstaltung könnte dem Ansehen des Ministerpräsidenten weiter schaden.

Dieses Thema im Programm:Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Juni 2025 um 18:00 Uhr.

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